26.02.2012

Häufige und seltene Arzneimittel

Seit knapp einem Jahr notiere ich mir die verschriebenen Arzneien. Das ist gar nicht so einfach wie es klingt, zumindest für mich. Ich erfasse nur die Neuverschreibungen, Wiederholungen sind nicht dabei. Auch Behandlungen mit der Hausapotheke der Patienten, die über Telefon laufen, gehören nicht eingeschlossen.
Das erste Ergebnis ist nicht überraschend: die meisten Mittel habe ich gar nie verschrieben. Dann gibt es eine Menge, die ich einmal oder zweimal verordnet habe. Die Mittel die dreimal oder öfter zum Zuge kamen sind überschaubar:

  • ars
  • calc
  • caust
  • chin-s
  • cic
  • cor-r
  • kali-bi
  • kali-c
  • lyc
  • med
  • merc
  • nat-m
  • nit-ac
  • nux-v
  • ph-ac
  • podo
  • rad-br
  • rumx
  • ruta
  • sep
  • sil
  • slag
  • sulf
  • tanac
  • thuja
25 und das wars schon. Im Detail: rumx und cor-r gehören zur Hustenendemie; slag ist ein Verlegenheitsmittel; der Rest sind alte Bekannte; mit Ausnahme von Tanacetum als Entdeckung des Jahres. Das Verschreibungskonzept verdanke ich Jan Scholten. Die Blockbuster sind (bitte raten) X und X gefolgt von Sepia.
Natrium, Kalium und Calcium sind häufig und zusammengenommen im gleichen Bereich wie die häufigsten aber auf die verschiedenen Salze verteilt. Dasselbe dürfte für andere "Arzneifamilien" gelten wie die Milchen. Umgekehrt habe ich den Eindruck, dass Reptilien, Spinnen und Insekten nicht so häufig sind, aber die Statistik muss da noch verbessert werden.
Insgesamt habe ich nicht ganz 300 unterschiedliche Mittel gezählt. Damit bin ich für den Zeitraum zufrieden. Als Ziel habe ich mir aber 1000 für die nächsten paar Jahre vorgenommen, was hochgesteckt ist und noch etwas Arzneimittelstudium voraussetzt.
Zur Theorie des Arzneispektrums kommt ein nächster Beitrag.


Blockbuster: Lycopodium und Nux vomica.

12.02.2012

Complete Dynamics: Ergänzung

Eine ganz wichtige Funktion des Programms hab ich vergessen zu erwähnen, wahrscheinlich weil sie für mich eine unverzichtbare Selbstverständlichkeit geworden ist: Rubriken werden unter selbstbenannten Symptomen gruppiert.
Es handelt sich um einen echten Fortschritt der Komputer-Analyse, weil nicht einfach flach repertorisiert werden muss und keine zusätzlichen Mätzchen wie Grade oder relative Häufigkeiten bemüht werden müssen.
Ein Symptom oder Zeichen eines Patienten kann meist auf mehrere Rubriken abgebildet werden. Es ist schon aus Gründen der Ordnung sinnvoll, diese zusammenzufassen aber auch in der Analyse. Denn andernfalls würden Symptome mit zahlreicheren Rubriken höher bewertet ohne nachvollziehbare Grundlage. Das Ergebnis ist dann wie immer: Mittel mit mehr Einträgen im Rep stehen vorne. Wenn also z.B. Unter- und Grossrubriken zusammengefasst werden, haben auch kleinere Mittel eine Chance begründet Aufmerksamkeit zu wecken.
Aus dem Bauch heraus würde ich sagen, dass die Wahrscheinlichkeit die letztendlich verschriebene Arznei unter den ersten zehn zu finden sich so um 15-20 Prozentpunkte verbessert. Das kann leicht 50% mehr sein und ist ein enormer Gewinn!
Wie gesagt, eine andere Art der repertoriumgestützten Fallanalyse kann ich mir nicht mehr vorstellen. M.W. handelt es sich da um ein Alleinstellungsmerkmal von Complete Dynamics.

11.02.2012

Complete Dynamics

Es gibt mittlerweile genügend Repertoriumsprogramme. Die meisten sind überteuert und softwaretechnisch ungenügend. Aber den alternativ-grünen, technophoben Homöopathen kann man ja alles andrehen. Es wäre längst Zeit für ein frei zugängliches Online-Repertorium und immer noch gibts welche, die bereit sind vierstellige Beträge für aufgeblasene Produkte und mittelprächtigen Service auszugeben.
Complete Dynamics macht da zumindest teilweise eine Ausnahme. Ich arbeite nun seit zwei Jahren ausschliesslich mit diesem Rep, weshalb ein kleiner Erfahrungsbericht fällig ist.
Wie der (nicht sonderlich inspirierte) Name andeutet, basiert das Ganze auf dem Complete Repertory. Wer englische Rubriken repertorisiert sollte sich zu Hause fühlen, die deutsche Übersetzung ist verfügbar aber leider nicht akzeptabel. Ich möchte nicht weiter auf das Repertorium eingehen, das wäre ein anderes Thema.
Die Oberfläche des Programms hält sich nicht erkennbar an Standards oder Konventionen. Es scheint sich hier um eine bewusste Design-Entscheidung gehandelt zu haben, die allerdings nicht nachvollziehbar ist.
Damit sind die Negativpunkte allerdings schon fast abgehakt. Wer schon mal mit einem Komputer gearbeitet hat (ich meine gearbeitet) findet sich nach ein paar Minuten zurecht. Die feinere Suchlogik fordert einen Blick ins Handbuch. Sie schaut hausbacken aus, ist aber leicht nachvollziehbar. Da ich nur Such- und Link-basiert arbeite, benötige ich die Blätterfunktion nicht, aber besonders Anfänger, die sich mit dem Repertorium vertraut machen wollen und müssen, sind hier bestens bedient. Die vierspaltige Darstellung bietet den Lesekomfort eines Buches kombiniert mit gelinkten Verweisen auf verwandte Rubriken und das zum Nulltarif! Ja, Leute wenn wir das damals gehabt hätten, wo wir vom Rumblättern im stinkigen Kent schwarze Finger bekamen...
Die Analysefunktionen erlauben den selben Mist wie andere Programme auch. Die einzige vernünftige Analysemethode nach Anzahl gedeckter Rubriken muss von Hand eingestellt werden. Zwei meiner Forderungen wurden bisher nicht eingebaut, nämlich die Möglichkeit die Analyse gegen eine oder mehrere Rubriken zu filtern (eliminierende Rubriken, würde "unendlich grosser" Wertigkeit entsprechen) und die alfabetische Sortierung nach Arzneikürzeln (beides gabs bei meinem Sehgal-Rep seeligen Angedenkens). Eine Suchfunktion für die Arzneien in der Analyse wurde mittlerweile eingebaut. Eingrenzung der Analyse nach Familien, Gruppen, Botanik usw. ist möglich.
Dazu gibts natürlich etwas Literatur zur Materia medica. Phatak wäre sicher besser als dieser blöde Boericke. Der grosse Allen soll dann mal kommen.
Das Programm wird aktiv entwickelt, der Support vom Chefingenieur persönlich ist tadellos. Das Programm läuft auf Linux! (Auf den anderen Plattformen natürlich auch, ich fahre Ubuntu und Clones). Die Programmstarts werden bei Netzverbindung getrackt (erlaubt Update-Benachrichtigung). Für 10€ darf ein Monat lang geschnuppert werden (Vollversion), ab 72 Euronen pro Jahr ist man dabei. Ein Schlüssel für die Praxis und einer für unterwegs (Laptop) gehören dazu. Deren Austausch bei Hardware Failure und Umstellung erfolgte prompt und problemlos. Unter dem Strich: sofort zugreifen!
Ja, dann warten wir nur noch auf die Android-Version...

06.02.2012

Wozu Arzneiverwandtschaften?

[Das hier hab ich aus einer meiner prähistorischen Webseiten (2004) kopiert damit es nicht verloren geht.]

Boenninghausen erklärt's des langen und breiten, nachfolgend zusammengefasst:
  • Hilfestellung um eine homöopathische Arzneiwirkung homöopathisch zu antidotieren
  • verwandte Mittel wirken besser
  • Hilfestellung zur Mittelwahl bei einseitigen Krankheiten
  • Hilfestellung zur Mittelwahl bei chronischen Krankheiten, welche mit einem Mittel allein nicht behandelt werden können (der hiesige Normalfall)
  • unabdingbare Information um Wechselmittel (Zwischenmittel) einzusetzen, statt das Hauptmittel zu wiederholen
weiter:
  • Hilfestellung um nach Gabe eines Akutmittels die (vorangehende) "chronische" oder "konstitutionelle" Arznei zu bestimmen. Die entsprechenden Arzneien finden sich in den Zeilen "komplementiert", "antidotiert" und "folgt gut auf".
...und ein Zitat von JH Clarke:
 A further important point in homoeopathic practice is to observe the RELATIONSHIPS OF REMEDIES. It is not often that a single remedy will cure a case of disease. Sometimes it will - even a single dose of the remedy. But more often there will come a time when the remedy must be changed and another given. It is then of great importance to know which remedy to select next. It will often happen that the indication for the next remedy is so clear that there is no room to doubt which to select. But that is not always the case: several remedies may be apparently equally well indicated. It is then very useful to know if experience has proved that certain of these agree well with, and complement the action of, the one which has done well but ceased to benefit. For some remedies agree well with others; some arrest their action or over-action, or, in other words, act as antidotes. If an antidote is required , it is valuable to have a list of the remedies which have proved antidotal to the remedy given. If a complementary remedy is required, it is useful to have a list of remedies which have been found by experience to follow the remedy well, and carry on its work.