06.12.2008

Repertorium

ist das Thema der HZ II/08 aber leider ungenügend behandelt. Der alte Verdacht, dass Verkaufsargumente die treibende Kraft der Repertorien sind, bestätigt sich. Die wesentlichen Fragen werden nicht aufgeworfen. Dafür ist von "Fehlern" die Rede, welche dann irgendwo zwischen Schulenstreit und Quellenlage zerredet werden. Das "andere" Repertorium wird schon gar nicht erwähnt, sein Autor kommt unverständlicherweise nicht zu Wort. Der einzige Lichtblick ist Hundseders Anti-Artikel. Kurz, ein tristes Panorama des homöopathischen Diskurses.

Eins ist mir klarer denn je: solange es nicht gelingt eine offene, allgemein zugängliche und drittfinanzierte Dokumentation der Materialien zu erstellen, wird es in der Homöopathie keinen Fortschritt geben.

Wann platzt die Medizinblase?

 Nun, jeder Markt ist anders und der Medizinmarkt ist keiner und obwohl
ich nicht verstehe, was Medizin mit Geräten zu tun hat, gibt es die und
vor allem die Typen, welche diese Medizinmaschinen verkaufen und die
glauben ohne sie (beide) gehe es nicht. Und ebendiese Typen (nicht die
Geräte) sagen uns frech ins Gesicht, dass ihre Typen (die Geräte) immer
einen guten Preis erzielen, will sagen, überteuert verkauft werden,
weil die Gesundheit eben keinen Preis hat. Hier liegt eine kleine
Verwechslung vor. Es könnte theoretisch nämlich sein, dass eines fernen
Tages ein Politiker oder sogar "der Stimmbürger" merkt, dass zwischen
einem Defibrillator à 10'000 Franken in einer Telefonkabine (müsste
eigentlich "Defibrillatorkabine" heissen, wer braucht schon
Telefonkabinen ausser Defibrillatoren) und Herztodesfällen keine
Beziehung besteht. Wenn man (der Stimmbürger) dann bedenkt, dass der
Herztod ein ganz ehrenvoller Tod ist besonders für Politiker, im
Vergleich mit anderen viel schmerzlicheren Toden, die erst noch sehr
viel mehr kosten, ja dann wünscht man sich ihn (den Tod, nicht den
Politiker aber doch eher für ihn als für sich) rasch herbei und der
Politiker dazu noch kostengünstiger das heisst ohne
Defibrillator(kabine, zumindest für den Stimmbürger). Der Mythos des
teuren aber guten "Gesundheitswesens" werde von den
"Leistungserbringern" am Leben erhalten, heisst es, aber Fakt ist,
Medizin ist Opium der Gerontokratie, daran schleicht sich kein
Politiker vorbei. Wer möchte nicht von Illusionen leben, wenn sie
wohlfeil zu haben sind. Doch wenn die Börse dünner wird...

26.10.2008

Zehn Jahre auf dem Web

Ich hab keine Statistik geführt und auch nicht archäologisch geforscht in meinem Kram, schätze aber, dass es nun etwa 10 Jahre sind, dass ich begonnen habe Homöopathisches ins "Internet" (sagt man so in CH) zu stellen. Zeit für eine Bilanz, mit gemischten Gefühlen, muss ich sagen. Die Patienteninformationen entsprachen damals einem echten Bedürfnis und waren gut besucht. Die "Notfall-Apotheke" ist immer noch aktuell. Die Kollegenschaft hatte dagegen weniger Interesse. Ich war immer der Überzeugung, dass das Medium Möglichkeiten bietet, die sonst nicht umzusetzen sind und habe ganz unterschiedliches versucht. Die Erfahrung ist, dass viele mal vorbeigeschaut haben; von denen, die verstanden haben worum es geht, einige das Angebot nutzen und sozusagen niemand etwas zurückmeldet oder gar beiträgt. Nachdem ich mir dann von Kollegenseite Profilneurose unterstellen lassen musste, beschloss ich, nur noch Anwendungen weiter zu entwickeln, die ich selber intensiv nutze und das in einem geschützten Raum. So läuft mein homöopathisches "Internet" nun privat. Schade und gar nicht im Sinne des Erfinders.

04.10.2008

Zentralverein schlägt zu

Die altehrwürdige HZ - "die wahre Zeitschrift für kritisches homöopathisches Denken" (Rainer G. Appell in selbiger Ausgabe 5/08) - lässt den etwas minder ehrwürdigen aber ebenso alten Deutschen Zentralverein auf eine Jahrestagung vorausblicken:

"Der Schwerpunkt unserer Jahrestagung wird das homöopathische Denken in Familien sein."

Die Phrase jenseits jeglichen Sinns - ausser vielleicht eines homöopathischen, würden Kritiker sagen - lässt Böses ahnen. Und tatsächlich:

"Die drei Königreiche, eben die Pflanzenfamilien, die Tiergattungen und das Periodensystem."

Ende der Ellipse, und dabei hab ich immer gedacht auch in Deutschland hätte sich von oben bis unten rechts die Republik durchgesetzt.

"Seit 20 Jahren erforschen Kollegen in aller Welt diese drei Königreiche..."

Ethnologisch? Auf der Suche nach Atlantis? Aber genug geblödelt:

"... ist das noch Homöopathie nach Hahnemann...?"

Nein. Die Begründung in Kurzfassung: Homöopathie nach Hahnemann ist dann, wenn sie vernünftig, nachvollziehbar und reproduzierbar ist, dem sagt man auch wissenschaftlich. Das ist alles.

"Es wird auch in Zukunft neue Ideen in der Homöopathie geben."

Ach.

"Sicher wird sich nur das auf Dauer durchsetzen, was nachvollziehbar ... ist."

Leider nicht, hat sich ein Furz mal verflüchtigt, kommt gleich der nächste. Wie wohlig fühlt's sich doch im narkotischen Gestank.
Das Königreich meldet sich zurück mit seiner Demagogie,

"Man kann sehr gut mit der Bönninghausen-Methode arbeiten..."

Unterstellung und Lüge folgen zwangslos.

"Auch hierbei werden homöopathische Dogmen in Frage gestellt."


Um nochmals auf das Land Bezug zu nehmen, das die Republik im Namen führt: Republik im Kopf ist, wenn man selber denkt. Republik in der Homöopathie ist, wenn der Arzt sich von der Schule losgesagt hat, sei sie nun die Alte oder durch einen Prinzen aus dem Morgenlande neu gezaubert.

19.09.2008

Vermischung von Irrglaube und Nichtwissen

Die politischen Stürmchen die über Seldwyla fegen, wühlen gelegentlich die Wasser derart auf, dass seltsame Wesen an die Gestade gespült werden, die das Auge des Bürgers sonst wohl nie erblickt hätte. So geschehen in der NZZ vom 3.9. wo ein ungewisser Herr Rüegg die Homöopathie mit Religion verwechselt. Dieses Phänomen ist so exotisch auch wieder nicht, dass darüber berichtet oder gar berichtigt werden müsste, es stellt sich aber heraus, dass der Autor homöopathisch tätig war und in dieser Eigenschaft offenbar nicht wusste, was er tat, denn er schwor seinem Irrglauben ab und bekehrte sich zum Szientismus. Vergangenheitsbewältigung kann schwierig sein aber therapeutisch tätig zu sein ist nicht für alle, wir sind also froh, dass der Kandidat der Philosophie seine Berufung entdeckt hat und hoffen, dass ihm in seinem neuen Tätigkeitsfeld mehr Erfolg beschieden ist. In diesem Zusammenhang sei mir noch ein kleiner Exkurs in die Philosophie erlaubt, von der ich nicht viel aber vielleicht doch etwas mehr zu wissen glaube als unser Philosoph von Medizin. Wer Wissen zu seiner Religion erhebt, täte gut daran sich an einem Altvorderen zu orientieren, der sich diesbezüglich definitiv geäussert hat. Wie wärs mit Sokrates?

(NZZ 03.09.08, Nr.205, S.17)

09.09.2008

Das Gewicht der Homöopathie

Die rührige belgische Firma, die sich aufs Abzocken von Homöopathen spezialisiert hat, bringt ein neues Repertorium, natürlich so unverzichtbar wie immer...
Nachdem die Repertorien mit Ramsch überfrachtet wurden bis zur Unbrauchbarkeit (Marketing: "vollständig", "Nachträge", "original"), wird jetzt wieder abgespeckt: weniger ist (Klartext: kostet) mehr.
Der Clou: der Wert der Repertorien wird neu in Pfunden (= historische Gewichtseinheit) gemessen!

21.08.2008

HPV-Impfung?

Endlich auch eine kritische Stimme aus dem Lager der Szientisten und das an prominenter Stelle.
Die Vakzine wirkt, was die zwei Typen angeht, das ist nett. Die Frage ist aber, ob das der Frau etwas bringt. Es scheint offensichtlich, dass es zu einer Selektion anderer Stämme kommen wird. Das Screening muss sowieso weitergeführt werden. Die Wirkungen auf das Immunsystem sind unbekannt - schön, dass dies im Artikel angesprochen wird. Kurz, das Hurra auf die Impferei ist wieder mal verfrüht.
Übrigens: Es geht natürlich auch ums Geld. Die Gesundheitsbehörden haben sich wie so oft beschwatzen lassen oder glaubten politischen Druck zu spüren. Wie wärs, wenn die öffentliche Gesundheitspflege eigene unabhängige Kriterien anwenden würde - es gibt sie - statt interessengebundenen "Experten" aufzusitzen?

01.07.2008

Wieviel Homöopathie braucht das Land?

"Homöopathie wurde häufiger von älteren, gebildeteren, nichtrauchenden, atopischen Eltern bei Mittelohrentzündung, Ekzem, Atemwegs- und allergischen Erkrankungen eingesetzt,..."

Die Krankheiten sind immer wie häufiger, chemisch-medizinisch nicht zu heilen und ... Homöopathie wirkt.
In der Studie wurden 28% der zweijährigen Kinder homöopathisch behandelt. Dies ist klar zu wenig. Jedes Kind hat Anspruch auf Homöopathie und muss beim erwähnten Krankheitsspektrum homöopathisch behandelt werden. Alles andere ist unverantwortlich.

14.06.2008

Arzneiprüfungen - Stein des Anstosses

"Eine kranke, traurige Empfindung im Arm."

Viel Spass beim Rubrizieren dieses Symptoms aus einer - welcher? - Arzneiprüfung.
Es stammt womöglich von einem dieser britischen Eso-Kiff-Globuli-Trips...
oder vielleicht ists nur unscharfes Ami-Ketchup-Betroffenheitsgefasel...
der letzte Schrei pseudo-aufgeklärter indischer Anbiederung bei den Wessis...
die Einflüsterung eines irischen Quell-Geistes oder Banschi...

Gut getippt aber alles falsch:
Hahnemanns Mangan ist tatsächlich ungenügend rubriziert. Die mentalen Rubriken bilden die Arznei nicht ab. Ich gehe davon aus, dass die Arznei entsprechend selten verschrieben wird und wurde und damit in den Sog der unbekannten Mittel geriet.

Van Zandvoort führt die Arznei als mang-c und mang-acet zusammengenommen. Das mag historisch richtig sein, perpetuiert aber das Problem. Gegenüber "den Alten" schälen sich heute die Unterschiede der Karbonate und Azetate langsam heraus. Ich finde die bisherigen Rubriken sollten mal grundsätzlich zum Karbonat geschlagen und in zweiter Näherung dann fallweise angepasst werden.

25.05.2008

Quotienten oder Quoten?

Gelesen in der mexikanischen Carcinosin-Prüfung:

The intelligence quotient of provers varied between 110 and 127 according to an abriviated(sic) intelligence test (WAIS).

Zum Lachen oder Weinen, aber die Frage ob ein minimales Verständnis vorhanden sein muss, um homöopathisch behandelt zu werden, ist berechtigt. Mein bestimmter Eindruck ist ja, dieses Verständnis ist Bedingung, korreliert aber nicht mit Quot- oder Totienten sondern eher damit ob jemand verstanden hat, worum es im Leben überhaupt und im allgemeinen so gehen könnte. So habe ich schon Aphorismen gut zum Druck im Corpus Hippocraticum gehört, von Menschen, die ihr Pensum an Schulbildung nicht geschafft haben.

20.05.2008

Hurra, Hurra!

Google Health ist da.
Aber nur in USA.

"Google Health is all about pulling together documents from your doctor's office, labs and pharmacies to provide a holistic picture of your health," said Google Vice President Marissa Mayer... [Quelle]

Anhäufung von "Information" (gemeint sind Bits und Bytes) soll die alchemistisch anmutende Wandlung der Quantität zur Qualität wahr machen. Jeder macht, was er kann und Google kann Daten sammeln, unbestritten. Daraus wird allerdings kein "picture", von holistisch ganz zu schweigen.

Alles hat zwei Seiten. Demokratisierung der Information bringt auch Empowerment. Mediziner, die Laborwerte statt Patienten behandeln, sollten sich neue Argumente zurecht legen. Hingegen werden nicht alle Chirurgen durch Roboter ersetzt. Dann nicht wenn sie individualisierte Arbeit leisten, womit auch das Stichwort für die Homöopathie gefallen ist.

In der TCM-Abteilung in Peking erlebte ich, wie die Patienten ihre Krankengeschichte von und zum Arzt und Apotheker trugen. Richtig, es gab nicht viel zu tragen aber vielleicht reicht es ja und was da rein kommt ist auch verhandelbar. Immer noch gewöhnungsbedürftig, Herr Doktor?

23.04.2008

Die Ärzte werden die letzten sein...

Wer hat hier was von Homöopathie verstanden?
Link

10.04.2008

Alles elektronisch...

Wieder mal können wir beim grossen Nachbarn die grossen Fehler beobachten, ... die wir dann im kleinen nachbauen. Der Flop der elektronischen Gesundheitskarte ist im vollen Gange.

27.03.2008

Hausapotheke

Eine Frage, die mir oft gestellt wird, ist die nach einer Hausapotheke: soll ich mir eine anschaffen? Welche?
Eine homöopathische Hausapotheke lohnt sich für einen Mehrpersonenhaushalt (mit Kindern). Erfahrungsgemäss können etwa die Hälfte der akuten gesundheitlichen Alltagsprobleme mit der Hausapotheke befriedigend gelöst werden. Wenn man bedenkt, dass diese "normalerweise" auf Feierabende und Wochenenden fallen, wo die nächste Apotheke mit homöopathischen Mitteln noch weiter entfernt ist, lohnt sich der Preis schon.
Nun stellt sich die zweite Frage: welche Arzneien müssen dabei sein? Die gängigen Hausapotheken entsprechen in der Zusammensetzung nicht dem Arzneispektrum, das tatsächlich am häufigsten gebraucht wird.
Wer die Arzneien einzeln besorgen will, hat hier ein Arzneiverzeichnis:

Antimonium crudum, Antimonium tartaricum, Apis, Arnika, Arsenicum album, Belladonna, Bryonia, Chamomilla, Chininum (China), Eupatorium perfoliatum, Gelsemium, Ignatia, Kalium bichromicum, Kalium carbonicum, Lachesis, Lycopodium, Mercurius solubilis, Natrium muriaticum, Nitricum acidum, Nux vomica, Opium, Pertussinum, Phosphoricum acidum, Phosphorus, Pulsatilla, Rhus toxicodendron, Ruta, Sepia, Silicea, Sulfur

Als Potenzierung empfehle ich wie üblich die C30 (CH oder K spielt keine Rolle) mit Ausnahme von Arnika, Lycopodium, Natrium muriaticum und Pertussinum in C200.
Damit wären wir bei 30 Arzneien. Die Liste habe ich nach Häufigkeiten erstellt. Im "unteren" Bereich können sich diese mit der Zeit noch ändern. Die Liste ist also keinesfalls definitiv.

Wer will kann sich auf auf die zehn wichtigsten Mittel beschränken:
1. Reihe: Arnika, Arsenicum album, Chininum, Gelsemium, Nux vomica
2. Reihe: Antimonium tartaricum, Belladonna, Chamomilla, Phosphoricum acidum, Sulfur

Nicht alle Homöopathen dürften mit diesem Konzept der homöopathischen Hausapotheke einverstanden sein. Sei's drum. Homöopathie hat traditionellerweise mit Empowerment zu tun. Und damit auch mit Eigenverantwortung. Wer Verantwortung übernimmt, kann auch seine Grenzen erkennen.

14.03.2008

Darwin Charles, Homöopathiepatient

Nach Jahren geduldig ertragenen Siechtums wurde der bekannte Autor durch einen Homöopathen von seiner Krankheit (Chagas?) geheilt. Ja, Tatsachen können manchmal sehr schmerzhaft sein.
Ohne den homöopathischen Beitrag wäre The Origin of Species wahrscheinlich nie erschienen. Ausserdem beobachtete (das konnte er) Darwin, dass ihm Hautausschläge sein "Gsüchti" besserten, eine Erkenntnis die heutigen Gelehrten selbstverschuldet verwehrt bleibt, da sie es nicht für nötig halten, den Patienten zu fragen wie er sich fühlt sondern lieber gleich Kortison aufschmieren.


(nachzulesen bei Dana Ullman: The Homeopathic Revolution, ISBN 978-1-55643-671-0)

11.03.2008

Eisenmangelsyndrom

War eben an der Fortbildung zum Thema. Und das sind die Folgerungen:

  • Gibt es Symptome bei Eisenmangel ohne Anämie? Ja!
  • Gibt es ein Eisenmangelsyndrom? Vielleicht.
  • Ist sowas häufig? Nein!
Zum Schluss noch die Bonus-Frage: Konsequenzen für die Praxis der Homöopathie? Keine.
Nun, es war dennoch interessant und ein kleiner Einblick in die "Geschäftsprozesse" der Medizin war zwischen den Zeilen dabei.
Homöopathische Überlegungen orientieren sich aber nicht an (sogenannten wissenschaftlichen) Pseudokausalitäten. Diese Verdecken die Sicht auf die Wirklichkeit.
Da gibt es auch Homöopathen, die von "Causa" reden und dabei nicht wissen wovon.
Das führt dann soweit, dass Arnika (Auslöser: Schlag) "gegen Verletzung" in einer "Studie" geprüft und der ganze Unsinn mit dem Etikett Homöopathie publiziert wird. Unausweichlich, dass der Müll zu guter letzt noch metaanalysiert wird.
Also schrieb Wittgenstein: Der Glaube an den Kausalnexus ist der Aberglaube.