23.04.2012

Forderungen an ein Repertorium

Mit der Komputertechnik dürfen wir heute von einem Repertorium mehr verlangen, als was bisher geboten wird. "Elektronisch" blättern und suchen ist praktisch und repertorisieren eigentlich nur mehr so möglich (bis an die Grenze des Sinns) aber all das ist immer noch stark an die Formate von Buch und Karopapier angelehnt.
Ich wünsche mir mehr:

  1. Die Begründung für jeden Repertoriumseintrag sollte unmittelbar ersichtlich sein. Dies bedeutet, dass die Herkunft nicht mit einem Autoritätsargument (der berühmte Guruhomöopath Müller Fritz hats gesagt) sondern mit der genauen Stelle des Originalprüftextes angegeben wird und natürlich mit dem Text selbst (falls vorhanden, sonst eben als klinisch markiert mit Verweis auf einen Fallbericht oder eine Literaturstelle). Als nicht zu unterschätzender Nebeneffekt ergibt sich damit, dass die Prüfungssymptome der Suchfunktion zugänglich werden.
  2. Aufgabe der völlig unwissenschaftlichen "Grade". Alles was zählt ist, ob ein Prüfungssymptom klinisch verifiziert ist oder nicht. Weitergehende quantitative Angaben sind aus praktischen Gründen unmöglich.
  3. Die Herkunft der Rubriken ist relevant und sollte ersichtlich sein. In der Komputerversion des Complete Rep ist dies nur teilweise realisiert. Es spielt eine Rolle ob die Rubrik von Jahr, Knerr, Gallavardin oder Boger übernommen wurde. Die Angabe "Synthethisches Repertorium" reicht nicht.
  4. Mit der Einführung einer neuen Rubrik muss die ganze homöopathische Materia medica im Hinblick auf mögliche Einträge schon bekannter Arzneien revidiert werden. Sonst bleiben wir bei der unhaltbaren Situation, dass alte Arzneien in alten Rubriken stehen und neue in eigenen.
  5. Zu Zeiten des alten Kent war es jedem Homöopathen möglich das ganze Kapitel der Gemütsrubriken abrufbar im Kopf zu haben. Heute sind die mentalen Rubriken nicht mehr überschaubar und im Vergleich zu Körperrubriken wenig strukturiert. Eine mehrdimensionale Gliederung der Rubriken wäre vom Komputer ohne weiteres darstellbar.
  6. Wenn Prüfungstexte ins Repertorium eingearbeitet werden, müssen die Stellen im Text, die nicht rubriziert worden sind, gesondert herausgestellt werden. So können gelegentlich gute Begründungen für neue Rubriken gefunden werden.
Ein Repertorium ist also eine Dauerbaustelle. Es ist klar, dass die Umsetzung dieser Ansprüche ein universitäres oder vergleichbares Institut gut auslasten könnte. Solange wir das nicht haben, wird es kaum Fortschritt geben. Die wichtigsten Punkte dieser Liste hatte ich schon vor Jahren formuliert.

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